04.05.2019 | Greenkeeping

Die Platzpflege

Einige Details zum Nachlesen

Wissenswertes zur Golfplatzpflege

Jede Pflegemaßnahme ist mit einer Einschränkung des Spielbetriebs verbunden. Viele Mitglieder und Greenfee-Spieler sind überrascht, wenn es in den Sekretariaten der Golfanlagen heißt: „Heute werden Pflegemaßnahmen durchgeführt, es ist nur ein eingeschränkter Spielbetrieb möglich.“ Bei den im Folgenden beschriebenen Maßnahmen handelt es sich um Pflegemaßnahmen, die für die Regeneration der Rasennarbe erforderlich sind.

Regenerationsmaßnahmen werden um so wichtiger, je mehr die Golfanlage genutzt wird und je ungünstiger die Witterungsbedingungen auf der Anlage sind. Für das Erhalten und Nutzen, bzw. für das Bespielen der Rasenflächen ist unter anderem eine ausreichende Durchlässigkeit der Rasennarbe für Wasser eine wichtige Voraussetzung. Die häufige Überbelastung (durch Tritt aber auch durch Pflegemaschinen) einzelner Spielelemente einer Golfanlage, insbesondere der Abschläge und Grüns, führen zu Verdichtungen. Diese Verdichtungen machen den Einsatz von mechanischen Maßnahmen zwingend notwendig, um die diese strapazierten Rasenflächen funktionstüchtig zu erhalten.

Neben dieser Überbelastung der Grasnarbe, gibt es weitere, natürliche Gründe, Regenerationsmaßnahmen durchzuführen. So bilden Rasengräser – bedingt durch die natürliche Bildung neuer Triebe – einen permanenten Filz. Rasenfilz ist also organisches Material, das sich verstärkt auf abgemagerten, biologisch schwach aktiven Böden (z.B. Golfgrüns) bildet. Diese Filzschicht, die aus abgestorbenen Grastrieben und Wurzeln besteht, führt bei Nässe zu weichen Grüns (oft Ursache für langsame Grüns!) und wirkt wie ein Schwamm, der eine gleichmäßige Durchfeuchtung des Bodens (Rasentragschicht) verhindert. Dies wiederum hat zur Folge, dass diese Rasenflächen anfälliger gegen pilzliche Krankheitserreger sind. Die Wurzeln wachsen nicht in den Boden, sondern breiten sich nur in einer flachen oberen Schicht aus. Somit wird die Wasser- und Nährstoffdurchlässigkeit in tiefere Schichten vermindert. Die Rasennarbe ist nicht sehr belastbar. Eine zu starke Verfilzung kann zu größeren Problemen beim Spielbetrieb führen (z.B. Wasserstau und/oder Trockenstellen auf den Grüns). Um das zu verhindern bzw. um bereits bestehende Probleme zu beseitigen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die in der Folge einzeln erklärt werden. Mit diesen Regenerationsmaßnahmen wird Rasenfilz verringert und das Luft- und Wasserverhältnis im Boden verbessert. Die gewünschten Folgen sind Förderung des Wurzeltiefgangs sowie die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Nährstoffmangel, Trockenstress und Krankheitsbefall.

Deshalb muss bei der Golfplatzpflege eine gesunde und dichte Grasnarbe bei gleichzeitiger Erhaltung einer guten Wasserdurchlässigkeit und Ebenheit insbesondere auf den Grüns angestrebt, gefördert und erhalten werden. Dafür müssen alle Pflegemaßnahmen ergriffen werden, die zur Förderung des Wurzelsystems beitragen. Die Abstimmung der einzelnen Pflegemaßnahmen, die rechtzeitige Koordination mit dem Spielbetrieb und die Bekanntgabe an Mitglieder und Gäste ist von großer Bedeutung, damit letztere Verständnis für die Pflegearbeiten und Freude auf dem gepflegten Gras haben.

Besanden - Topdressing

Beim Topdressing handelt es sich um ein leichtes Besanden der Oberfläche von Grüns und Vorgrüns. Dabei wird Sand der Körnung 0,1 – 0,7mm mit einem Sandstreuer auf die Rasenoberfläche ausgebracht.

Bauartbedingt ermöglichen es zwei rotierende Teller nur ca. 0,25 – 0,5l Sand pro Quadratmeter auszubringen, sodass der Spieler selbst den Sand nicht oder nur wenig wahrnimmt.

Je nach Wachstum wächst das Topdressingmaterial innerhalb von 8-14 Tagen in den Gräserbestand ein, schafft so eine gute puttbare Oberfläche und fördert gleichzeitig durch „Belüften“ der Oberfläche den Abbau von Rasenfilz (abgestorbenes Pflanzenmaterial).

Die Grüns werden ebenflächiger, schneller und „treuer“. Bei regelmäßigem Einsatz während den Sommermonaten werden die Wachstumsbedingungen der Gräser verbessert und die Krankheitsanfälligkeit minimiert.

Aerifizieren

Der Begriff Aerifizieren kommt aus dem Lateinischen und bedeutet im weitesten Sinne „Luft mach“ (aero: Luft, facere: machen). Tatsächlich spricht man vom maschinellen Belüften der Rasenoberfläche. Mit einem Aerifiziergerät ist es möglich zwischen 400 und 800 Löcher/m² bis ca. 10/11cm in den Boden zu stechen und je nach Arbeitswerkzeug Bodenmaterial aus der Oberfläche zu entnehmen.

Je größer der Durchmesser der Werkzeuge (6-19mm), umso länger ist die Regenerationsdauer des Rasens. Ein kontinuierliches Entnehmen von Boden und das Verfüllen mit neuem Sand ist notwendig, da nur so einem Verfilzen entgegengewirkt werden kann und ein ausreichender Gas-Luftaustausch bestehen bleibt. Filz (abgestorbenes Pflanzenmaterial) speichert Wasser und führt bei Überschuss vermehrt zu Krankheiten, gleichzeitig macht er die Oberfläche weich und stört die Kapillarwirkung des Bodens (Fähigkeit des Wassers im Boden in kleinen Röhrchen von Unten nach oben zu steigen).

Neben dem intensiven Aerifizieren im Frühjahr und Herbst ist es auch im Sommer möglich, mit sogenannten „Needletines“ 6mm kleine Löcher in die Grüns zu stechen, um den Wurzelbereich ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen.

Vertikutieren

Mit einem Vertikutierer kann man bis an die Grasnarbe vordringen. Dabei graben sich die Messer bis zu fünf Millimeter in den Boden ein und lockern so den Rasenfilz. Nicht nur das Unkraut wird entfernt, sondern der gesamte Bereich des Bodens wird aufgelockert. Gerade, wenn die Feuchtigkeit an der Oberfläche zu groß ist, kann sich vor allem Moos besonders schnell ausbreiten. So gesehen, stellt das Vertikutieren eine Art „Grundreinigung“ des Rasens dar. Auch so genannte „Rasengräser“ bilden einen regelrechten „Rasenfilz“ durch das permanente Entstehen neuer Triebe. Diese Schichten, bestehend aus abgestorbenen Wurzeln und Grastrieben, bewirken bei hoher Feuchtigkeit so genannte „weiche“ Grüns, die wie ein Schwamm wirken. Auch die Rasennarbe ist durch diesen Bewuchs nicht besonders belastbar.

Wenn die Verfilzung zu stark wird, kann dies zu einigen Schwierigkeiten beim Golfspielen führen. Damit die Durchlässigkeit der Nährstoffe auch in tiefere Schichten des Rasens gegeben ist, ist diese Tätigkeit gerade in den Wachstumszeiten der Gräser, in den Monaten April bis Juli, besonders zu empfehlen. Durch eine solche Maßnahme wird der Rasen nicht nur gekräftigt, sondern im wahrsten Sinne des Wortes auch „entlüftet“, was vor allem für das ungehinderte, gleichmäßige Wachstum, besonders auf Golfanlagen, wichtig ist.

Drill and Fill

Die Maßnahme Drill and Fill ist eine klassische Sanierung für alle „alten“ und „verbrauchten“ Grüns. Dabei werden mit 35cm langen Steinbohrern Löcher mit einem Durchmesser von 19mm in die Oberfläche der Grüns gebohrt und mit getrocknetem Sand (0-2mm) verfüllt.

Die Vorteile sind im Detail:

  • Statische Belüftung der Rasentragschicht (RTS), so bleibt die Oberfläche eben
  • Die Bohrlöcher durchdringen alle bis in die Tiefe reichenden Verdichtungen
  • Durch die Belüftung des Übergangsbereichs von Rasentragschicht und Untergrund kann sich dunkel verfärbtes, inaktives organisches Material zu pflanzenverfügbaren Nährstoffen umsetzen
  • Sowohl Niederschlags- wie auch Beregnungswasser kann besser in die Oberfläche des Grüns eindringen und während Trockenperioden auch wieder aus tieferen Bodenschichten nach Oben transportiert werden (Kapillarwirkung)
  • Die Bohrlöcher werden vollständig mit trockenem Sand verfüllt, wodurch ein Klumpen und Setzen des Sandes verhindert wird (im Gegensatz zu erdfeuchtem Sand)
  • Die verfüllten Bohrlöcher (Sandsäulen) dienen als „Stützsäulen“ für die Puttingoberfläche
  • Auch bei großem Lochabstand erfolgt über die Wintermonate eine sehr gute Tiefenbelüftung, da Frost durch die Löcher besser in tiefere Bodenschichten eindringen kann
  • Die Frostwirkung (Kyroklastik) verbessert den Lockerungs- und somit Belüftungseffekt – Das Wachstum beginnt im Frühjahr ca. ein bis zwei Wochen früher

Auch wenn dem ersten Anschein nach der Arbeitsaufwand erheblich ist, so überwiegen die Vorteile deutlich. Der hohe Pflegestandard der Plätze kann dadurch gehalten bzw. verbessert werden.

Graden

Erfahrungsgemäß ist Filz direkt oder indirekt für eine große Anzahl an Problemen auf dem Golfplatz verantwortlich. Filz zu vermindern, Bodensauerstoffniveaus zu erhöhen und die Wasseraufnahme zu verbessern sind die wichtigsten Faktoren, um die die Stärke und Gesundheit des Rasens zu fördern.

Häufige Probleme verbunden mit übermäßigem Filz im Rasen sind reduzierte Wasseraufnahme und Samenkeimung, lokalisierte Trockenstellen, verringerter Luftaustausch, weiche und schwammige Spielfläche, schlechte Wurzelbildung, erhöhte Infektionsgefahr, verringerte Widerstandsfähigkeit, Anfälligkeit für Bodenrisse und Moos-/Algenbildung.

Graden ist das Abbauen der organischen Masse in der Rasentragschicht, auch „entfilzen der Grüns“ genannt. Die organische Masse wird beim Graden zu 100% mit Sand ersetzt. Damit ist Graden die Maßnahme, bei der der meiste Sand in die oberste Schicht des Grüns eingebracht wird, deutlich mehr als beim Aerifizieren.

Als technisches Gerät kommt ein sogenannter „Grader“ zum Einsatz. Dieser macht 4 cm tiefe Schlitze in die Grünoberfläche und füllt diese automatisch mit einem Sand-Rasensamen-Gemisch auf. Erreicht wird durch diese Maßnahme die Abbau der Filzschicht, die Erhöhung der Wasserinfiltration, ein Besseres Abtrocknen der Grünoberfläche (Krankheitsvorbeugung), die Anregung der Gräserbestockung sowie die Anregung des Wurzeltiefenwachstums

Die Maßnahme kann nur durchgeführt werden wenn es trocken ist, da sonst der Sand nicht eingebracht werden kann. Die Dauer für die Durchführung der Maßnahme beträgt 3 bis 5 Tage. Die Grüns sind nach der Maßnahme sofort wieder bespielbar, es dauert jedoch je nach Wachstum 2 bis 3 Wochen bis die Grüns wieder optimal laufen.


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